Altersvorsorge – Rockt der Tarif „Mein Plan“ der LV 1871 wirklich?
k21814 | Keine Kommentare12.03.2020
Im Dschungel der Versicherungstarife ist es schwierig, die Perlen zu finden. Es sieht aber so aus, als würde sich ein Produkt aus der Altersvorsorge besonders herben, und zwar: „Mein Plan“ der LV 1871.
Den mittelalten Kollegen im „Saturday Night“-Look mit dem sexy Hüftschwung sieht man seit über einem Jahr fast überall, wo sich Finanzdienstleister online, in Zeitschriften oder auf Messen bewegen. Darunter stehen dann Slogans wie: „Wirkt angestaubt, wird aber Ihr Leben rocken.“ Rein musikalisch passt das zwar nicht zum Outfit, die Botschaft ist aber klar: Die LV 1871 aus München ist davon überzeugt, dass ihr mit „Mein Plan“ ein großer Wurf gelungen ist.
Aber von vorne. Lassen Sie uns auf die typischen Hygienefaktoren schauen:
- Zuzahlungen und Auszahlungen ab 200 Euro möglich (letzteres kostet aber 20 Euro einmalig, ist also teurer als am Geldautomaten),
- Anlaufmanagement (Cost-Average-Einschichtung von Einmalzahlungen),
- Ausgleichsmanagement (auch „Re-Balancing“ genannt),
- Ablaufmanagement (hat praktisch jeder inzwischen),
- automatisch voreingestellte Pflege-Option (Verdoppelung der Garantierente im Rentenbezug, allerdings als Grundlage einen geringeren Rentenfaktor, wenn man die Option zu Rentenbeginn zieht),
- frei wählbare Garantie zu Vertragsbeginn zwischen 10 und 100 Prozent (oder eben gar keine Garantie),
- Treuhänderklausel-loser, garantierter Rentenfaktor (es gibt auch noch einen „nicht garantierten Rentenfaktor“, der von Beginn an signifikant höher ist und sich auf das Gesamtvermögen bezieht, bei steigender Lebenserwartung verändert oder nachhaltig zurückgehenden Renditen verändert werden kann).
So weit, so gut. Aber wo sind die echten Highlights?
Nun, zum Beispiel ist da die zunächst unscheinbare „Cash-to-go-Option“, bei der sich der Kunde während der Vertragslaufzeit zum Beispiel für ein Jahr monatlich 200 Euro auszahlen lassen kann. Das kostet ebenfalls einmalig 20 Euro, macht aber alleine bei der Erwähnung etwas beim Kunden. Klar, denn damit bekommt das einbezahlte Geld wieder Gegenwarts-Charakter. Wir sind uns einig, dass das nicht der originäre Sinn und Zweck von Altersversorgung ist, aber bei ETF-Sparplänen ist der Disziplinierungs-Effekt noch deutlich weniger ausgeprägt.
Schön transparent: Der Kunde bekommt einen Online-Zugang, wo er sein aktuelles Vertragsguthaben sehen kann.
Jetzt zur nächsten Funktion von „Mein Plan“, dem „Lock-In“: Es kann ein einmal erreichter Vertragswert auf Zuruf jederzeit abgesichert werden. Das klingt unspektakulär, können Sie aber in der Beratung durchaus zielführend einsetzen. In der modernen Verhaltensökonomie gilt als belegt, dass der Mensch dazu tendiert, spätere Gewinne behalten zu wollen, weshalb Garantieformen sehr beliebt sind, die auch künftige Gewinnzuwächse absichern. Das wiederum korreliert stark mit der Verlustaversionstheorie, wonach wir Menschen einen Schwund in der Regel doppelt so stark gewichten wie Gewinne.
Beispiel: Sie bekommen 100 Euro geschenkt, dann ist dieses gestiegene Vermögen Ihr neuer Referenzpunkt. Verlieren Sie diese 100 Euro beim Spazierengehen schmerzt der Verlust, der die Freude über die zuvor gewonnen 100 Euro um den Faktor 2 übersteigt. Allzu menschlich und hier von der LV 1871 wunderbar ins Produkt eingearbeitet.
Ist jemand zu Rentenbeginn krank, dann kann er seinen Gesundheitszustand bei der LV 1871 überprüfen lassen, wo die mutmaßliche Rentenbezugsdauer neu kalkuliert wird (zum Beispiel bei Krebs) und unter Umständen eine deutlich höhere Rente ausbezahlt wird. Und zwar „trotzdem“ lebenslang. Gegebenenfalls wird lediglich die Rentengarantiezeit reduziert, sonst gibt es keine Abstriche. Das Werkzeug nennt sich „Extra-Rente“.
Bei der LV 1871 inzwischen fast altbekannt und immer noch – fast – ein Alleinstellungsmerkmal: Bis zu 250 Euro Monatsbeitrag gibt es die BUZ ohne Gesundheitsfragen bei mindestens zwölf Jahren Laufzeit (drei Jahre Wartezeit außer bei BU durch Unfall). Das passt wieder zur Verlustaversion, siehe oben.
Sehr gute Fondsauswahl
Stark ist „Mein Plan“ bei der Fondsauswahl und den Kosten. Neben den inzwischen üblichen Dimensional-ETFs war die LV 1871 der erste Anbieter von Indexfonds des Asset Managers Vanguard. Diese Kapitalanlagegesellschaft hat sich bekanntlich dem Prinzip der niedrigen Kosten verschrieben und einen genossenschaftlichen Gedanken: Anleger, die Fonds von Vanguard kaufen, werden nicht nur Kunden, sondern Mitbesitzer der Firma. Und die Fonds der Genossen gehören zu den günstigsten überhaupt.
Einen ETF auf den amerikanischen Aktienindex S&P 500 gibt es schon für unerreichte 0,07 Prozent laufende Kosten. Den können Sie auch in „Mein Plan“ anwählen und das Angebot ganz entspannt mit Brutto-Fondskosten anfertigen und dem Kunden vorlegen. Es gibt auch Portfolios, auf die die LV 1871 keine zusätzlichen Gebühren erhebt. Das dynamische ETF-Portfolio bekommt der Kunde für 0,44 Prozent pro Jahr. Das ist spitze.
Günstiger Versicherungsmantel
Das würde aber alles nichts helfen, wenn der Versicherungsmantel teuer wäre. Ist er aber nicht. Im Gegenteil. Es gibt mehrere Vergütungsvarianten, zwischen denen wir als Vermittler wählen können. Allesamt basieren auf dem Netto-Tarif. Der will 4 Prozent auf den Beitrag und 0,22 Prozent – mindestens aber 30 Euro pro Jahr – auf den Vertragswert. Das ist sehr bescheiden. Je nachdem, wie sich der Makler vergüten lassen will, wird es dann freilich teurer für den Kunden. Aber dass unsereins hier konfektionieren kann, ist eine zeitgemäße Lösung.
Attraktiv ist „Mein Plan“ wegen dieser Kosten- und Fondssituation natürlich auch und gerade für Einmalanlagen, auch wenn in der Nettovariante eine einmalige Position dazu kommt, die von der Höhe der Einzahlung abhängt (Beispiel: ein Prozent bei 100.000 Euro).
Bei kleinen monatlichen Sparbeiträgen muss man aber schon zweimal hinschauen. Denn ich kann zwar ab 25 Euro starten, muss aber hier mindestens 30 Euro pro Jahr Versicherungsmantelkosten berappen, die erst dann von den 0,22 Prozent abgelöst werden, wenn das Vertragsvermögen mehr als 14.000 Euro beträgt (ergibt sich durch einfachen Dreisatz). Über die Hürde müssen alle erst drüber, geht aber bei einem 200-Euro-im-Monat-Vertrag natürlich deutlich schneller.
Die Frage nach dem Schlussüberschuss
Natürlich müssen wir noch über den Schlussüberschuss sprechen. Dieser Topf wird bei „Mein Plan“ tatsächlich gebildet aus den Kostenüberschüssen, den Fondsrückvergütungen und der Zinsdividende. Das kann schon ein paar Euro ausmachen. Nun scheiden sich ja die Geister, weil die „Nichtschlussüberschüssler“ behaupten, die „Schlussüberschüssler“ könnten diesen Topf jederzeit für sich beanspruchen (was so nicht stimmt, da braucht es schon Voraussetzungen). Die „Schlussüberschüssler“ wiederum sagen, diese Vorgehensweise helfe der Solvenz (was wiederum zu 100 Prozent stimmt und für den Altersvorsorgenden nicht unwesentlich positiv zu sehen ist).
Fakt ist: Bei „Mein Plan“ gibt es diesen Posten, aber es hat noch nie ein Kunde davon etwas abgeknappt bekommen, auch nicht, wenn er früher kündigt. Das habe ich verlässlich bestätigt bekommen.
Fazit: Der guten alten LV 1871 ist mit „Mein Plan“ ein in vielen Belangen modernes, innovatives und stimmiges Altersversorgungs-Produkt gelungen. Die umfassenden Werbe-Aktivitäten sind aus dieser Sicht gerechtfertigt. Es rockt.
Note: 8,5 Punkte von 10
(Quelle: pfefferminzia.de)